Zerbrechliche Schönheiten am seidenen Band - Briséfächer aus China und Europa

3. 10. 2015 bis 31. 1. 2016

Herzogliches Museum, Fächerkabinett

Die Stiftung Schloss Friedenstein bewahrt eine der bedeutendsten musealen Fächersammlungen Deutschlands. Bereits im frühen 19. Jahrhundert unter Herzog August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1775- reg.1804-1822) angelegt und später noch geringfügig erweitert, umfasst sie heute annähernd 300 Fächer europäischer und ostasiatischer Provenienz des 16. bis 20. Jahrhunderts sowie einige ethnographische Exemplare des 19. Jahrhunderts aus dem Orient, aus Südostasien und aus Amerika.

Im Jahr 2011 wurde die Sammlung durch eine großzügige Dauerleihgabe der Münchner Stiftung Ute Michaels um 479 Fächer aus vier Jahrhunderten erweitert.

Aus konservatorischen Gründen können die empfindlichen Stücke allerdings nicht permanent, sondern nur in zeitlich begrenzten Wechselausstellungen gezeigt werden. Im Herzoglichen Museum wurde eigens dafür ein kleiner Sonderausstellungsraum, das so genannte Fächerkabinett eingerichtet.

Unter dem Titel Zerbrechliche Schönheiten am seidenen Band präsentiert die aktuelle Ausstellung 32 ostasiatische und europäische Briséfächer des 17. bis 20. Jahrhunderts aus der Sammlung Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg und der Stiftung Ute Michaels.

Im Gegensatz zum Faltfächer besitzt der Briséfächer kein gefälteltes Blatt, sondern besteht ausschließlich aus Stäben, die unten, am so genannten Fächerkopf, mit einem Dorn und am oberen Rand von einem Band – meist aus Seide – zusammengehalten werden. 

Die Vielfalt der zur Herstellung von Brieséfächern verwendeten Materialien ist groß und reicht bei den hier präsentierten Exemplaren von barocken Elfenbeinarbeiten über Schildpatt, Horn, Silberfiligran und Holz bis zu Kunststoffen des frühen 20. Jahrhunderts.

Auch Materialkombinationen – beispielsweise von Elfenbein oder Holz mit Seide und Papier – findet man bei Briséfächern aller Stilepochen.

Bei der Bearbeitung und Verzierung der Stäbe kannte die Phantasie der Fächermacher keine Grenzen. Feinste Deckfarbenmalereien auf Elfenbein wurden zur besseren Haltbarkeit mit Lack überzogen und sollten zudem die begehrten ostasiatischen Lackarbeiten imitieren.

Mit Hilfe von speziellen Säge- und Stanzwerkzeugen entstanden filigrane Durchbruchmuster, die Elfenbein, Schildpatt oder Horn wie zarte Klöppelspitzen erscheinen ließen.

In der Zeit der Französischen Revolution produzierte man preiswerte, auch für die breite Masse erschwingliche Fächer, deren Dekore auch auf aktuelle politische Ereignisse wie den Sturm auf die Bastille Bezug nahmen.

Der jüngste der hier gezeigten Briséfächer stammt aus den 1920er Jahren. Die höchst effektvolle Materialkombination von Kunststoff und flamingofarbenem Organza wird gemeinsam mit einem schwarzen Abendkleid aus der Kostümsammlung des Historischen Museums der Stiftung Schloss Friedenstein präsentiert.

An drei Sonntagen – jeweils ab 15.00 Uhr – führt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ute Däberitz interessierte Besucher durch die Ausstellung: am 8.11. und 13.12. 2015 sowie am 31.01.2016.