„Edle Einfalt und stille Größe“ – Klassizistische Fächer des ausgehenden 18. Jahrhunderts

29. 9. 2018 bis 6. 1. 2019

Herzogliches Museum, Fächerkabinett

„Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt, und eine stille Größe, sowohl in der Stellung als im Ausdrucke. So wie die Tiefe des Meers allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeiget der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele.“ – Mit dieser Definition in seinen Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst (1755) versuchte Johann Joachim Winckelmann (1717 – 1768), einen neuen ästhetischen Maßstab für die damalige zeitgenössische Kunst zu schaffen. Vor allem im deutschsprachigen Raum aber auch darüber hinaus ist ihm dies gelungen.

Doch nicht nur Winckelmann propagierte die Kunst der griechisch-römischen Antike als ideales Vorbild – nahezu ganz Europa wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von einer regelrechten Antikeneuphorie erfasst. Als Gegenentwurf zum meist überladenen Barock und verspielten Rokoko spiegelte sich dieser neue Stil – der Klassizismus – spätestens seit den 1780er Jahren auch in der europäischen Fächermode wider. Zudem nutzten die Éventaillisten (Fächermacher) gegen Ende des 18. Jahrhunderts vermehrt grafische Techniken wie Kupferstich oder Radierung, um die Fächer preiswert und in großen Mengen herzustellen.

Motive nach antiken Wandmalereien, wie sie unter anderem bei den spektakulären Ausgrabungen seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Pompeji zu Tage gefördert worden waren, zierten beispielsweise die Blätter italienischer Fächer. Der aus Italien stammende und in London erfolgreich tätige Maler, Verleger und Fächermacher Antonio Poggi applizierte kleine Kupferstiche mit antiken Gemmen- und Kameen-Motiven auf die Blätter seiner Fächer. Selbst auf hauchdünne, in feinster Sägearbeit durchbrochen gestaltete Holzstäbe von Briséfächern wurden sorgsam auseinandergeschnittene Kupferstiche – zum Beispiel mit Szenen aus Homers berühmtem Epos Odyssee – aufgeleimt. Französische Éventaillisten bedruckten die Fächerblätter mit den Kreationen der neuesten Damenmode, die selbstverständlich auch von der griechisch-römischen Antike beeinflusst war. Diese und eine Reihe weiterer Beispiele europäischer Fächerkunst des Klassizismus aus den Sammlungen Herzog Augusts von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772 – 1822) und der Stiftung Ute Michaels München werden in der Kabinettausstellung präsentiert.

 

Öffnungszeiten
täglich 10 – 17 Uhr (ab 1. November: 10 – 16 Uhr)
24.12. und 31.12. geschlossen


Eintritt
5,00 € (ermäßigt 2,50 €)

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