26. 06. 2022

Neue Dauerausstellung: „Hinter den Kulissen – Das Ekhof-Theater neu erleben“

Das Schloss Friedenstein in Gotha besitzt mit dem Ekhof-Theater einen einmaligen Schatz der Theatergeschichte, den die Besucher*innen ab dem 26. Juni 2022 mit der neuen Dauerausstellung „Hinter den Kulissen. Das Ekhof-Theater neu erleben“ auf neue Weise erfahren können. Mit modernster multimedialer Technologie ist es möglich, eine Probe mit Conrad Ekhof und die einmalige historische Bühnentechnik zu erleben. Darüber hinaus ist auch der Raum zur Theatergeschichte neugestaltet worden und erzählt nun auf unterhaltsame Weise die Geschichte des Theaters seit seiner Gründung. Ein Muss für alle Theaterbegeisterten!

Als eines der ältesten barocken Theater mit noch existierender Bühnenmaschinerie ist das Ekhof-Theater selbst das größte und wichtigste Ausstellungsstück, das mit Hilfe digitaler Möglichkeiten und Nachbauten unabhängig von tatsächlichen Aufführungen für jede*n Besucher*in lebendig erfahrbar wird. „Hinter den Kulissen. Das Ekhof-Theater neu erleben“ erzählt die Geschichte des Theaters und gibt Einblicke in die Funktion der historische Bühnenmaschinerie. Die Besucher*innen können selbst aktiv werden und für Wind, Donner und Regen sorgen oder die Glocke für den Kulissenwechsel läuten. Über die neue Virtual-Reality-Anwendung finden sie sich mitten im historischen Theater um 1775 wieder und erleben den Probenalltag mit Conrad Ekhof, dem „Vater der deutschen Schauspielkunst“.

Das Ekhof-Theater gehört zu den wichtigsten historischen Theaterbauten im deutschsprachigen Raum. Wir sind uns der Verantwortung dieses Ortes bewusst und haben deshalb ein gänzlich neues Ausstellungserlebnis geschaffen, um dieses Juwel der Theatergeschichte auch zeitgemäß und informativ unseren Gästen zu präsentieren. Aber unser Hauptexponat ist das Theater selbst!“, sagt Tobias Pfeifer-Helke, der Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.

 

Das Ekhof-Theater

Von klein auf theaterbegeistert ließ Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg nach seinem Regierungsantritt 1675 im Ostturm von Schloss Friedenstein ein Theater errichten, das allerdings bereits 1678 bei einem Brand zerstört wurde. Kurz nach seiner zweiten Eheschließung 1681 gab er daher den Einbau des festen Theaters im Westturm von Schloss Friedenstein in Auftrag. Noch im gleichen Jahr stand der Herzog gemeinsam mit seinen Kindern erstmals auf der Bühne; endgültig abgeschlossen waren die Bauarbeiten jedoch erst 1687.

Nach dem Vorbild der um 1640 von Giacomo Torelli, einem Mailänder Bühnenbildner, erfundenen Kulissenbühne wurde das neue Schlosstheater mit modernster Bühnentechnik ausgestattet. Das Bühnenbild ist perspektivisch aufgebaut. Es besteht aus hintereinander gestaffelten Kulissenflügeln zu beiden Seiten der Spielfläche, dem Rückprospekt, der die Bühne nach hinten abschließt und aufgerollt nach oben gezogen werden kann, sowie den Soffitten, passend bemalten Textilien, die über der Bühne hängen und die Obermaschinerie verdecken. Die Kulissenflügel auf der linken und rechten Seite der Szene stehen in sogenannten Kulissenwagen, die sich unter der Bühne befinden. Damit können die Kulissen entlang der Schlitze im Bühnenboden, den „Freifahrten“, aus dem Blickfeld der Zuschauer hinaus- und wieder hereingefahren werden. Jeweils drei Kulissenflügel stehen direkt hintereinander und ermöglichen so drei Wechsel des Bühnenbildes. Damit die Kulissen, der Rückprospekt und die Soffitten gleichzeitig verwandelt werden können, sind alle Teile mit einem ausgeklügelten System von Seilen und Wellbäumen untereinander verbunden. Innerhalb von Sekunden kann das komplette Bühnenbild ausgewechselt werden. Effektmaschinen wie Flugwerke, Versenkungen, Donnerschacht und Windmaschine ergänzen das barocke Theatervergnügen.

Seine künstlerische Glanzzeit erlebte die Spielstätte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als 1774 die Seylersche Schauspiel-Gesellschaft um Conrad Ekhof (1720 – 1778) nach Gotha kam. Der geborene Hamburger gilt als Begründer der realistischen Darstellung, die sich zu dieser Zeit erst herausbildete. Als „Vater der deutschen Schauspielkunst“ ging er in die Theatergeschichte ein. Ekhof förderte den Nachwuchs und sicherte zugleich mit der Anregung einer Pensionskasse die Altersversorgung. Seine Absicht, diese auf ganz Deutschland auszuweiten, wurde 1778 durch seinen frühen Tod zunichte gemacht. Im Jahr darauf löste der Herzog das Theater auf. Die meisten Darsteller gingen nach Mannheim, wo sie etwa in der berühmten Uraufführung von Schillers „Die Räuber“ mitwirkten.

Heute ist das Theater als „Ekhof-Theater“ weltbekannt und gehört zur Europäischen Route Historische Theater. In den Sommermonaten findet dort das Ekhof-Festival statt.

 

Die Ausstellung

Die neue multimediale Ausstellung „Hinter den Kulissen“ bietet Einblicke in diese spannende Geschichte des Theaters und in die Funktion der barocken Bühnenmaschinerie. Die Besucher*innen können mittels Nachbauten die barocken Maschinen sinnlich erfahren und selbst Donner, Wind und Regen erzeugen. Medienstationen und Graphic Novels bieten vielfältige Formen, die Geschichte(n) des Theaters zu erfahren und laden zum Schauen und Zuhören ein. Über eine Broschüre sowie eine eigene Microsite können die Besucher*innen das Theatererlebnis mit nach Hause nehmen.

Mittels „Virtual Reality (VR)-Experience“-Technologien werden die Besucher*innen im Theater in die Zeit um 1775 zurückgeführt, hinein in einen Probenalltag vor fast 250 Jahren. Dort erscheint Conrad Ekhof auf der Bühne und berichtet von der Geschichte des Theaters. Bewegte grafische 3D-Elemente veranschaulichen auf lebendige Weise diese Erzählungen. Danach erfolgt eine Probe mit realen Schauspieler*innen, bei der auch die Bühnentechnik zum Einsatz kommt. Auf scheinbar magische Weise verschwinden die Wände und die Technik wird sicht- und erlebbar. Möglich machen dieses Erlebnis 40 VR-Brillen, die nicht nur Einzelbesucher*innen sondern auch Gruppen in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung stehen.

Das Projekt greift damit die Handlungsempfehlungen der „Museumsperspektive 2025“ (Thüringer Staatskanzlei) auf. Ziel ist es, das Ekhof-Theater und damit ein einmaliges historisches Raumkunstwerk der Theatergeschichte konservatorisch in seiner Originalsubstanz zu schützen und für nachfolgende Generationen zu bewahren – und es gleichzeitig einem möglichst breiten Publikum durch eine innovative technisch-mediale Präsentation sinnlich erlebbar zu machen.

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