7. 02. 2018

Der Elfenbeinhumpen kehrt in die Friedensteinsche Kunstkammer zurück

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha freut sich sehr, Ihnen einen bedeutenden Rückkehrer melden zu dürfen. Heute ist der Elfenbeinhumpen nach über 70 Jahren an seinen Platz in der Friedensteinschen Kunstkammer zurückgekehrt. Die originale Deckelbekrönung – eine elfenbeinerne Figur des Priesters Aaron, die sich die ganze Zeit über in Gotha befunden hatte – und das Gefäß, das seit den Nachkriegswirren als vermisst galt, sind wieder vereint.

Dank der finanziellen Unterstützung von Seiten der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Thüringer Staatskanzlei sowie mehreren größeren und kleineren Spenden privater Geldgeber ist es gelungen, das prunkvolle Trinkgefäß zu erwerben. Er war im Mai 2017 auf einer Aktion in Heidelberg versteigert worden.

„Die Kulturstiftung der Länder hat sich bereits in der Vergangenheit bei der erfolgreichen Rückführung bedeutender Stücke aus der Friedensteinschen Kunstkammer engagiert. Im Fall des Elfenbeinhumpens stand im zentralen Interesse die Zusammenführung der seit Ende des Zweiten Weltkriegs getrennten Teile des Prunkgefäßes. Die schwierige Vorgeschichte dieses Ankaufs zeigt, dass in Zukunft einvernehmliche Lösungen bei der Rückführung noch vermisster Glanzstücke der Gothaer Sammlungen gefunden werden sollten. Gerne stehen wir auch dabei beratend zur Seite“, sagt Frau Dr. Stephanie Tasch, Dezernentin der Kulturstiftung der Länder.

Ganz in diesem Sinne äußert sich auch Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung: „Der Ankauf des nach dem Zweiten Weltkrieg entfremdeten Elfenbeinhumpens war zwingend nötig geworden, weil sich die originale Deckelbekrönung noch in der Museumsammlung befand. Die Zusammenführung zweier Teile einer bedeutenden Zimelie war wichtiger als das Unbehagen über die Vorgeschichte. Zukünftig sollte aber eine Verhandlungslösung über Kunstwerke mit ähnlicher Geschichte angestrebt werden – nur dafür steht die Kunststiftung dann wieder als Förderer zur Verfügung.“

Staatssekretärin Dr. Babette Winter sagt: „Ein Kunstschatz kehrt zurück nach Gotha und kann wieder der Öffentlichkeit gezeigt werden - deshalb haben wir von Seiten des Landes den Ankauf gern unterstützt.“

Einer von vielen Rückkehrern: Dank

Die Stiftung möchte sich sehr herzlich bei Ihren Förderern bedanken, die bereits in der Vergangenheit durch ihre vermittelnde Tätigkeit und finanzielle Unterstützung bei Ankauf und Restaurierung dazu beitragen haben, wertvolle Kulturgüter für Gotha zurückzugewinnen: Bedeutend war in diesem Zusammenhang auch die Finanzierung des Verlustkatalogs 1997 durch die Kulturstiftung der Länder, welche viele Restitutionen erst möglich gemacht hat. So kehrten beispielweise 2001 eine elfenbeinerne Reiterstatuette August des Starken (Dresden, um 1715/16), 2002 ein silbernes, teilvergoldetes Trinkgeschirr in Gestalt eines Elefanten (Augsburg, Simon Wickert, um 1699/1700) oder auch 2007 ein Rhinozeroshornbecher (Augsburg, Anfang 18. Jahrhundert) dank der Aufnahme in den Verlustkatalog zurück.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Werk von Christoph Maucher

Dass die vergoldete Silberfassung des Elfenbeinhumpens von dem Danziger Goldschmied Johann Ernst Kadau(w) (gest. 1690) stammt, war schon länger bekannt. Der Kunsthistoriker Marc Rosenberg hatte bereits 1923 den Humpen als das bedeutendste Werk des Danziger Meisters beschrieben, von dessen sehr qualitätvollen Arbeiten sich nur wenige in öffentlich zugänglichen Sammlungen wie dem Kunsthistorischen Museum Wien oder dem Hessischen Landesmuseum Kassel befinden.

Im Laufe der Recherche von Ute Däberitz, welche die wissenschaftliche Mitarbeiterin der SSFG in enger Zusammenarbeit mit internationalen Elfenbeinspezialisten durchgeführt hat, häuften sich die Indizien, dass der Humpen aus der Gothaer Kunstkammer auch Christoph Maucher (1642 – 1706/7) zugeschrieben werden kann.

Der aus Schwäbisch-Gmünd stammende Bernstein- und Elfenbeinschneider Maucher hatte sich um 1670 in Danzig niedergelassen und eng mit Kadau(w) zusammengearbeitet, wie auch Belege des ehemaligen Kurfürstlich-Brandenburgischen Hofes zeigen. Stilistische Vergleiche – bisher nur mittels Fotomaterial – des aus der Gothaer Kunstkammer stammenden Humpens mit einem sehr ähnlichen Stück im Kunsthistorischen Museum Wien sowie einer Prunkkanne aus Kassel, die ebenfalls dem berühmten Elfenbeinschneider zugeschrieben werden, erhärten diese These.

Es wird nun angestrebt, den Humpen einem direkten Vergleich mit dem einzigen signierten und datierten Werk Christoph Mauchers zu unterziehen – der so genannten Wiener Apotheose, ein aus Elfenbein und Ebenholz gearbeitetes allegorisches Miniaturdenkmal „Kaiser Leopold (I. und Joseph) im Triumph wider die Türken“ aus dem Jahr 1700.

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