„Die Kunstkammer ist mit vielerley merckwürdigen Dingen angefüllet“ – schrieb Johann Georg Keyßler (1693-1743), der 1719 das Gothaer Residenzschloss Friedenstein und die dort bewahrten Sammlungen besucht hatte, in einem seiner Reiseberichte. Mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor hatte Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha (1601-1675) die Friedensteinische Kunstkammer einrichten lassen.
Sammelwürdig war alles, was der damaligen Zeit wesentlich erschien – also auch Dinge, die sich nicht unter unserem heutigen “Kunst”- Begriff einordnen lassen. Zum einen wurde mit dieser Sammeltätigkeit eine umfassende Nachbildung des Universums in all seinen Erscheinungsformen angestrebt. Gleichsam stellten die Kunstkammern jedoch auch den Versuch dar, durch dieses allumfassende Sammeln die Geheimnisse der Natur und letztendlich die Stellung des Menschen innerhalb des Universums zu ergründen.

Nördlich der Alpen erlangten die Kunstkammern im 16. Jahrhundert mit so herausragenden Sammlungen wie denen Kaiser Rudolfs II. in Prag, der Habsburger in Wien und Ambras, der Wittelsbacher in München oder der Sächsischen Kurfürsten in Dresden ihre Blütezeit. In dieser Epoche erhielt auch Schloss Rheydt bei Mönchengladbach sein heutiges Erscheinungsbild. Es ist die einzige komplett erhaltene Renaissance-Anlage des 16. Jahrhunderts am Niederrhein.
Das Museum Schloss Rheydt besitzt eine große Anzahl von Objekten, die aus Kunst- und Wunderkammern stammen, aber erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Privatsammlungen und dem Kunsthandel erworben wurden.

Das gemeinsame Sonderausstellungsprojekt der Stiftung Schloss Friedenstein und des Städtischen Museums Schloss Rheydt Mönchengladbach versammelt im Herzoglichen Museum Gotha eine Auswahl von etwa 50 kostbaren wie kuriosen Objekten aus beiden Sammlungen, die im Stil und Geist der Kunstkammern der Renaissance und des Barock präsentiert werden.